Lesung mit Morgane Llanque

Die Journalistin und Historikerin Morgane Llanque bescherte den Zuhörer/-innen einen erkenntnisreichen und unterhaltsamen Abend im Museum der Stadt Herford. Oft sind die eigenen Bilder der geschichtlichen Vergangenheit von ausgewählten Erzählungen geprägt. Doch unsere Vorfahren haben oft viel diverser gelebt. Westliche Sichtweisen und teils Ideologie vernachlässigten die Vielfalt der Gesellschaft und konzentrierten den Blick meist auf weiße Männer. So wurde z. B. über Jahrzehnte angenommen, dass das Steinzeitgrab - entdeckt in Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt – einen Mann zuzuordnen ist. In dem Grab fanden sich neben dem Skelett wertvolle Gegenstände als Grabbeigaben: Waffen und Werkzeuge der Macht. Eine neue Analyse der Knochen schuf ein anderes Bild: die Person war weiblich, überdurchschnittlich gut genährt und hatte eine dunkle Haut. Vor ca. 9000 Jahren war sie sicherlich eine bedeutende Person, die überdurchschnittliche Macht besaß.

Ein weiteres Beispiel belegt, dass Städte durchaus von einer diversen Bevölkerung bewohnt wurden. Die Analyse von Skelettfunden in der Nähe des Londoner Towers, die als Pestopfer des 14. Jahrhunderts dort beigesetzt worden waren, ergaben, dass lediglich 71% der Pfunde von weißen Personen stammten, 29% konnten als asiatisch, afrikanisch oder von „gemischter“ Abstammung identifiziert werden. So ist davon auszugehen, dass Menschen, die durch das London des 14. Jahrhunderts spazierten, Personen mit anderen Hautfarben begegneten.

Menschen unterschiedlicher Herkünfte lebten zusammenlebten, Frauen konnten Machthaberinnen sein und Menschen mit Behinderungen bekamen manchmal wegen ihrer Behinderungen privilegierte Rollen zugesprochen. Unser Geschichtsbild wird leider nicht so bunt vermittelt. Die Vielfalt, die es im sozialen Leben gab, findet sich in Geschichtsbüchern meist nicht wieder.

Abende, wie dieser erhellen das eigene Geschichtsbild. Das Bild vergangener Gesellschaften wird bunter, vielfältiger und das ist gut so!