Der deutsche Glaubenskrieg - Martin Luther, der Papst und die Folgen 15.03.2017
"Der deutsche Glaubenskrieg - Martin Luther, der Papst und die Folgen" - der Historiker und Journalist Tillmann Bendikowski präsentierte vor rund 200 Gästen sein gleichnamiges Buch in der Bünder-Ennigloher Kreuzkirche.
Die Begrüßungsrede hielt Superintendent Michael Krause. Er berichtete von seinen aktuellen Erfahrungen mit der "Kirchenspaltung", die er während seiner letzten Romreise gemacht habe. Beim Gebet könne man eigentlich keinen Unterschied mehr zwischen den Katholiken und Protestanten sehen - so Krause.
Tillmann Bendikowski nahm diese These gleich auf und sagte, dass aus historischer Perspektive betrachtet die Zeit des "Religionsfriedens" nach dem zweiten Weltkrieg erst eine sehr kurze sei.
Und so verdeutlichte Bendikowski in seinem Vortrag anhand von einer Fülle von historischen Beispielen wie sehr Ablehnung und Vorurteile bei Protestanten und Katholiken gepflegt wurden beginnend mit Luthers Thesenschlag, über den 30-jährigen Krieg bis hin zum Westfälischen Frieden über die Industrialisierung und bis in die Weimarer Republik hinein.
So gab es im 19. Jahrhundert den Berliner Buchhändler, Verleger und Schriftsteller Friedrich Nicolai, der eine Forschungsreise in den katholischen Süden unternahm und die Katholiken mit folgenden Worten klassifizierte: "Man siehet sogar nicht selten Wallfahrter, die zufolge eines gethanen Gelübdes (ex vot) den hohen Berg auf den Knieen heraufrutschen… Wozu soll dieß nützen? Vor wenigen Jahren sahe man noch vermummte Büßer, nämlich Leute, welche, um unbekannt zu bleiben, einen Lappen mit Löchern vor den Augen, vors Gesicht hiengen, und um Sünden zu büßen, ein schweres hölzernes Kreuz den Berg hinaufschleppten. Kann man den Aberglauben höher treiben?". An Kopfvermessungen glaubten beide Religionsgemeinschaften zu erkennen, ob es sich um einen Katholiken oder Protestanten handelte.
Auf eine Nachfrage aus dem Publikum, was man als Protestant angesichts dieser Schilderungen denn feiern könne, berichte Bendikowski vom Beitrag der katholischen Kirche zum Lutherjahr. Vor einigen Domgebäuden seien Parcours aufgestellt, an denen man nach 3 Gebeten einen Ablass erhält. Gegen diesen Ablasshandel aufgestanden zu sein, das sei etwas, was Protestanten zu Recht feiern können.
Die Volkshochschule im Kreis Herford hatte in Kooperation mit dem Ev. Kirchenkreis Herford und der Ev.-Luth. Philippus-Kirchengemeinde Bünde zu dieser Lesung im Luther-Jahr 2017 eingeladen.
Foto: VHS