"Ich will keinen Staat mit Kopftuch" Islam-Expertin Lale Akgün referiert in der VHS 06.11.2018
Herford (HK). Welcher Islam gehört zu Deutschland? Dies ist eine der Fragen, die heute in einem Vortrag der früheren SPD- Bundestagsabgeordneten Lale Akgün gestellt werden. Denn es geht um die "Verhüllung der Frau" - und dies führt unweigerlich zum Thema Integration, wie es vielen Interviews mit der Referentin zu entnehmen ist. Der Vortrag in der VHS-Aula beginnt um 19 Uhr.
"Genug ist nicht genug" lautet der Veranstaltungstitel, der einem bekannten Lied Konstantin Weckers entnommen ist. Doch während der Slogan bei dem Liedermacher den Aufruf beinhaltet, aufzubrechen und sich nicht zu bescheiden, steht er beim Vortrag für eine konservative Richtung. So heißt es in der Ankündigung: "Genug ist nicht genug. Außenstehende bekommen das Gefühl, dass sich Frauen im Namen des Islam immer mehr verhüllen."
Und hier setzt die Referentin an, die nach den Gründen fragt - zum Beispiel, ob die Verhüllung ein Gebot Gottes sei, das aus religiöser Sicht unbedingt befolgt werden müsse, oder aber ob es sich um ein Zeichen des Patriarchats handele. Als sich das Bundesverfassungsgericht mit dem Kopftuchverbot für Lehrerinnen befasste, sagte Lale Akgün in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk: "Das Kopftuch war nie ein Symbol des normalen, gläubigen Menschen oder einer gläubigen Frau." Vielmehr sei es vom politischen Islam zum Zeichen des Islam auserkoren worden.
Im weiteren Verlauf des Interviews geht es auch um den Koran. Aus bestimmten Stellen läsen die Fundamentalisten heraus, die Frau müsse sich bedecken: "Und ich sage, erst war ein Kopftuch nicht mehr genug. Dann kommen weitere Verhüllungen. Es geht immer darum, die Frau aus der Gesellschaft irgendwie auszuschließen." Andererseits habe sich die Gesellschaft daran gewöhnt, nur Frauen mit Kopftuch als Muslimas zu identifizieren.
Hinsichtlich der Kopftuch-Diskussion in den Schulen sagt die 65-Jährige, die in Istanbul geboren wurde: "Wenn sich eine Beamtin ein Kopftuch umbindet, dann ist es so, als hätte sich der Staat ein Kopftuch umgebunden. Ich will keinen Staat mit Kopftuch!"
Lale Akgün sieht sich als Vertreterin eines liberalen Islam, der mit der Zeit gehen wolle und bereit sei, sich den Gegebenheiten einer modernen Gesellschaft anzupassen: "Dieser Islam gehört zu Deutschland."
© Hartmut Horstmann, Herforder Kreisblatt 06.11.2018
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