Wenn »Loverboys« jungen Frauen zum Verhängnis werden

Wenn »Loverboys« jungen Frauen zum Verhängnis werden 22.11.2018

Frauenrechtlerin erklärt, wie Mädchen in die Zwangsprostitution abrutschen

Herford (WB). Mit falschen Versprechungen werden die Frauen nach Deutschland gelockt. Einmal angekommen, müssen sie für wenig bis gar keinen Lohn schuften – oder sogar anschaffen gehen. Juliane von Krause von der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes hat am Dienstag einen Einblick in ein schmutziges Geschäft gegeben.

Die Bundesverdienstkreuz-Trägerin war in der VHS-Aula zu Gast. Sie vertrat ihre Terre des Femmes-Kollegin Inge Bell, die kurzfristig aus beruflichen Gründen absagen musste.

Falsche Vorstellungen von Westeuropa

Besonders Frauen aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Nigeria würden immer wieder Opfer von Menschenhändlern. Grund dafür seien fehlende Lebensperspektiven in den Heimatländern, falsche Vorstellungen vom Leben in Westeuropa oder akute Notlagen in der Familie, erklärte von Krause.

Oft führe der Weg diese Frauen in die Zwangsprostitution. Sie sollen so für angebliche Schulden aufkommen, ihnen werden Schläge oder Vergewaltigungen angedroht. Auch auf die »Loverboy«-Methode fallen nach Angaben der Frauenrechtlerin viele junge Mädchen herein. Männer zwischen 18 und 30 spielten ihnen eine Liebesbeziehung vor, isolierten sie so von ihren Familien.

Irgendwann sollten die Betroffenen dann ihre Liebe beweisen – und für Geld Sex mit anderen Männern haben. »Deutschland ist so etwas wie eine Sex-Destination geworden«, schlägt von Krause die Alarmglocke, weil Prostitution hier als normale Dienstleistung behandelt werde. Männer aus dem Ausland reisten zum Beispiel extra an, um ins Kölner Laufhaus »Pascha« zu gehen.

Das Prostituiertenschutzgesetz gilt seit etwas mehr als einem Jahr. Doch die Bilanz sei niederschmetternd, bilanziert von Krause. Es sei damals auch geschaffen worden, um Opfern von Menschenhandel Hilfe zukommen zu lassen. »Aber das gelingt kaum.« Hinzu komme, dass Freier ungestraft davon kämen.

Verweis auf Schweden

Deshalb fordere Terre des Femmes auch, die Kunden der zur Sexarbeit gezwungenen Frauen in den Fokus zu nehmen. Vorbild könnte aus von Krauses Sicht Schweden sein. Dort ist selbst der Versuch strafbar, sexuelle Handlungen mit Geld oder teuren Geschenken zu erkaufen.

Doch laut von Krause werden Frauen nicht nur im Rotlicht-Milieu ausgebeutet. »Sie werden zum Beispiel auch dazu gezwungen, in Reinigungsfirmen zu arbeiten.« Dafür erhielten sie nur geringe oder zum Teil gar keine Bezahlung. Sie würden als billige Kindermädchen und Pflegekräfte für Senioren eingesetzt, rund um die Uhr. Oder sie müssten in landwirtschaftlichen Betrieben Obst und Gemüse im Akkord ernten.

Einen weiteren Vortrag zum Thema gibt’s am Freitag, 23. November, ab 17 Uhr in der VHS-Aula. Karen Ehlers (Kampagne »Rotlicht aus«) spricht über die Wirkung des Prostituiertenschutzgesetzes.

Ein Interview mit Juliane von Krause finden Sie hier.

 

Westfallen Blatt, 22.11.2018, von Jan Gruhn

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