"Wui singet Platt!"

"Wui singet Platt!" 15.11.2019

Kreisheimatverein und VHS bringen überarbeitetes Liederbuch heraus

Herford(HK). Die Pflege der plattdeutschen Sprache hat sich der Kreisheimatverein auf die Fahnen geschrieben - und dazu gehört auch das Singen. Deshalb wurde das Liederbuch "Wui singet Platt!" neu aufgelegt und gleichzeitig um 15 Lieder auf jetzt 104 erweitert.
"Wenn Gott moal well wat Rechtet wuisen" ist der plattdeutsche Titel des hochdeutschen Liedes "Wem Gott will rechte Gunst erweisen" - mit eingängiger Melodie, die eigentlich fast jeder kennt. Und doch ist der Aufbau einer plattdeutschen Liedsammlung nicht einfach: "Es gibt im Kreis so viele verschiedene Dialekte, die muss man in dem Buch erstmal unter einen Hut bringen", sagt Gerd Heining aus Spenge.
Da werde um jedes Wort gerungen, denn Aussprache und Schreibweise der Texte sind so verschiedenen wie die Anzahl der heimischen Mundarten. "Es gibt hier kein richtig und kein falsch. Die Vielfalt der Dialekte ist ein Reichtum der Mundart, kein Hindernis", sagt Heining.
In Spenge werde zum Beispiel anders geredet als in Rödinghausen, in Exter anders als in Löhne. Bei den Liedern aber gilt: Der Text muss zur Melodie und zum Versmaß passen. Zu einem Krampf dürfe die Übersetzung nicht werden. Und weil Platt nicht an der regionalen Grenze Halt macht, heißt das Büchlein im Untertitel auch "...zwischen Wiehen und Teuto".
Seit 14 Jahren gibt es das Liederbuch, herausgegeben von der Herforder Volkshochschule, dem Kreisheimatverein und der Gemeinde Rödinghausen. "Dort ist sowieso die Hochburg des Plattdeutschen", sagt Volkshochschul-Leiterin Monika Schwidde. Und Gerd Heining ergänzt: "Dort wurde das erste Ortsschild mit plattdeutschem Gemeindenamen aufgestellt."
In vielen Arbeitsstunden haben Mitglieder des Kreisheimatvereins, allen voran Gerd Heining, das neue Liedgut zusammengetragen und fürs Plattdeutsche bearbeitet. "Die treibende Kraft und äußerst engagiert war auch immer Magdalena Obrock, die leider verstorben ist und nun die Neuerscheinung nicht mehr erleben kann", bedauert Schwidde. Sie habe neue Lieder in die Sammlung eingebracht und überarbeitet.
Die Themen handeln von den Jahreszeiten, der Heimat, der Liebe, aber auch Spottlieder und Kanons sind abgedruckt; 32 sind mit Noten versehen. Bei manchen Liedern erkennt man sofort die Melodie, wundert sich aber über den Text. Heining: "Ja, einige haben ganz andere Texte bekommen."
Ein Beispiel: Im Lied "Dat Plätzchenbacken" geht es um den Spaß am Backen, um Nikolaus mit leckeren Keksen eine Freude zu machen, wenn "....de Kläos dänn vo de Duüer steiht". Gesungen wird aber nach der Melodie von "Das Wandern ist des Müllers Lust".
In der Volkshochschule wurden 50 Exemplare des Liederbuches gedruckt, für die Technik war Wolfhard Marker zuständig. Erhältlich ist es für zehn Euro bei der VHS in Herford oder unter www.kreisheimatverein.de. Geeignet ist es für plattdeutsche Heimatgruppen und alle Chöre, selbst für Kinderchöre. "Sprachgefühl ist mit Gesang leichter zu vermitteln", sagt Annegret Arnhölter vom Geschichtsverein Exter. Und Monika Schwidde meint: "Singen liegt im Trend, macht Freude und wirkt befreiend."

15.11.2019 Herforder Kreisblatt, von Bärbel Hillebrenner


Bildunterschrift:
Sie singen schon mal die ersten plattdeutschen Lieder aus der neuen, überarbeiteten Sammlung: (von links) Annegret Arnhölter, Gerd Heining, Wolfhard Marker, Monika Schwidde und Barbara Düsterhöft von der Gemeinde Rödinghausen. Foto: Bärbel Hillebrenner

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Artikel in der Neuen Westfälischen vom 19.09.19

Text: EIKE J. HORSTMANN

https://www.nw.de/lokal/kreis_herford/buende/22616415_Klingendes-Platt-So-schoen-klingt-die-Mundart-des-Kreises-Herford.html

 

 

Klingende Mundart in all ihren Facetten

Die neue Auflage des plattdeutschen Liederbuchs „Wui singet Platt!“ ist gründlich überarbeitet worden. Die Sammlung soll vor allem Spaß machen – auch wenn es bei der Erstellung mitunter sehr ernst wurde.

Kreis Herford. Es ist kein einfaches Unterfangen, ein Liederbuch auf Platt herauszubringen. Zum einen gibt es keine festen Regeln für die geschriebene Sprache, zum anderen gibt es schon in Nachbargemeinden Unterschiede in den Dialekten – wie soll daraus auch noch ein harmonischer Wohlklang entstehen? Dass der Gesang auf Platt trotz dieser Bedenken bestens funktioniert und sogar eine Menge Spaß macht, zeigt der Kreisheimatverein Herford mit „Wui singet Platt! – Plattdeutsche Lieder zwischen Wiehen und Teuto“, das jetzt in überarbeiteter Fassung vorgelegt worden ist. Der Ursprung des Liederbuches geht auf das Jahr 2005 zurück, als die Rödinghauser Magdalena Obrock und Rolf Botzet, der Spenger Gerhard Heining und die VHS-Leiterin Monika Schwidde erstmals eine umfangreiche Sammlung von Liedern herausgebracht hatten. Die bunte Mischung aus Liebesliedern, Stücken zur Weihnacht oder zu anderen Jahreszeiten, Kinderliedern oder „Rundloiper“ – das plattdeutsche Wort für Kanon – fanden in den zahlreichen Platt-Gesprächskreisen und Gruppen zwischen Exter und Bruchmühlen großen Anklang.

Auf Anregung der inzwischen leider verstorbenen Magdalena Obrock ist das Werk nun gründlich überarbeitet worden. „Es ist einiges hinzugekommen, auch Lieder aus dem östlichen Kreisgebiet“, sagt Platt-Experte Gerhard Heining. 104 Lieder sind somit in der neuen Auflage vertreten, mit der die heimische Mundart in all ihren Facetten möglichst umfassend und klingend repräsentiert werden soll. „Früher wurde die Vielfalt oft als Problem gesehen, weil jeder für sich beanspruchte, das ,einzig wahre Platt‘ zu sprechen“, sagt Heining.

 »Es gibt kein plattdeutsches Esperanto«

 

Inzwischen seien die Sprecher und Freunde der niederdeutschen Sprache der Ansicht, dass die vielen Dialekte ein Reichtum seien. Heining. „Es gibt eben kein plattdeutschesEsperanto.“ VielWerthaben die Autoren auch darauf gelegt, dass die aus dem Hochdeutschen übersetzten Lieder tatsächlich auf Platt sind – und nicht in einer Mischsprache, etwa dem „Bielefelder Missingsch“, verfasst wurden. „Da heißt es beispielsweise ,Der Mond is upgegangen‘“, sagt Heining, der sich ob der übernommenen Grammatik der heutigen Verkehrssprache unweigerlich schütteln muss. Richtig sei „upgeon“. „Daran haben wir mit vereinten Kräften gearbeitet, dass solche Fehler nicht vorkommen.“ Ohnehin bewegen sich die Autoren bei der Verschriftlichung der Texte auf dünnem Eis. „Es gibt große Empfindlichkeiten bei den Schreibweisen“, sagt Heining. So hätte er eine höchst empörte Autorin wortreich besänftigen müssen, als er ihren Text leicht bearbeitet hatte, damit er ins Versmaß passte. Wie gesagt: Es ist kein einfaches Vorhaben, ein plattdeutsches Liederbuch herauszugeben. Aber „Wui singet Platt!“ zeigt – jetzt in überarbeiteter Fassung – dass sich die Mühe lohnt. Die Leiterin der Volkshochschule, Monika Schwidde, will das neue Buch jedenfalls zum Anlass nehmen, neue Angebote ins Leben zu rufen. „Vielleicht ein offenes Singen – einen Versuch wäre das auf jeden Fall wert.“ ´ Das von der Gemeinde Rödinghausen, dem Kreisheimatverein und der VHS herausgegebene Liederbuch „Wui singet Platt“ ist in derVHSund online auf der Website des Kreisheimatvereines für 10Euro erhältlich.

www.kreisheimatverein.de

 

 

© Bärbel Hillebrenner

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