Bildergeschichten – Der Nahe Osten und wir +++ verlängert bis 09.08.2020

Bildergeschichten – Der Nahe Osten und wir +++ verlängert bis 09.08.2020 29.05.2020

Präsentiert vom Städtischen Museum in in Kooperation mit der Volkshochschule im Kreis Herford und dem Diakonischen Werk im Ev. Kirchenkreis Herford e.V.

REISEN HEISST WISSEN

Die Asienreisende und Fachbuchautorin Charlotte Wiedemann las im Pöppelmann-Haus.

Von Michael Girke


„Europa ist die Mutter unserer Probleme“. So lautete eine der überraschenden Einschätzungen, welche Charlotte Wiedemann von ihren Reisen durch den Iran mit nach Deutschland gebracht hatte.
Der Satz ist aktuell und wird vor allem von Menschen geäußert, die vor Jahren Hassan Rohani als Präsident des Landes wählten, verbunden mit der Hoffnung, dass es mit ihm eine größere Liberalisierung der Lebenswelten geben möge – und eine Befriedung der höchst angespannten politischen Lage in der Region.


Der Abschluss des Pariser Atomabkommens, in welchem sich der Iran zur begrenzten Nutzung der Atomkraft verpflichtete, schien diese Hoffnungen zu bestätigen. Doch dann kündigte der amerikanische Präsidenten Trump es auf, und die Europäische Union trat dem niemals entschieden und spürbar entgegen, so dass der Iran inzwischen nicht nur das Abkommen, sondern überdies auch jegliche Annäherung an den Westen ad acta gelegt hat. Nur einer der vielen Einblicke, den die renommierte Expertin Wiedemann dem Publikum am 25. Februar im Daniel-Pöppelmann-Haus ermöglichte. Ein schöner Zug war, dass Wiedemann ausschließlich von dem ausging, was sie selbst bei ihren Reisen erlebt, bei zahllosen Alltagsbegegnungen mit Menschen erfahren hatte.


Besonders intensiv geriet der Abend paradoxerweise, als der eigentliche Vortrag längst beendet war und Wiedemann von neugierigen Fragen des Publikums geradezu bestürmt wurde. Woraufhin weit ausholende und kluge Einlassungen etwa über die sich seit etlichen Jahren fundamental veränderte Rolle der Frauen im Iran zu hören waren. Weil deren Bildungsmöglichkeiten und in der Folge ihr Einfluss auf die Gesellschaft sich zunehmend vergrößern, geht Wiedemann so weit, von einem „neuen Iran“ zu sprechen.


Ebenso tiefschürfend Wiedemanns Kommentare über den Umgang mit geduldeten und mit unterdrückten religiösen Minderheiten im Lande; oder darüber, wie die Geschichte des Landes und die Kolonialzeit sich auf das heutige Selbstempfinden, die Mentalität der Iraner und damit auch auf das Verhältnis zwischen Iran und Saudi-Arabien auswirken. Insgesamt demonstrierte der Abend mit Charlotte Wiedemann eindrücklich: die bei uns verbreiteten, zwischen Dämonisierung und Verklärung pendelnden Bilder des Irans, und überhaupt islamischer Lebenswelten, kranken an ihrer Oberflächlichkeit. Es bedarf also dringender Aufklärung.

 

 

 

GEGEN STEREOTYPE

Syrien, die Flüchtlinge und wir. Darüber klärte die Autorin Kristin Helberg im Pöppelmannhaus auf.

Von Michael Girke


Das mit Russland und Iran verbündete Assad-System werde den Sieg im syrischen Bürgerkrieg davon tragen. Eine Einschätzung der Buchautorin, Zeitungskorrespondentin und Nahost-Reisenden Kristin Helberg. Getroffen im Herforder Pöppelmannhaus, im Rahmen der dort derzeit gezeigten Fotografieausstellung über den nahen Osten. Für Syrerinnen und Syrer bedeute dies, so Hellberg weiter, dass sie auch weiterhin keine Bürger*innen mit entsprechenden Rechten, sondern lediglich Untertanen eines totalitären Regimes seien. Freilich werde dieser Bürgerkrieg nicht von innersyrischen Interessen bestimmt, Präsident Assad sei inzwischen ein willfähriger Satellit Russlands und Irans, seiner Hauptverbünden. Eigentlicher Konfliktsieger: Der Iran, dem Assad massiven Einfluss in der Region grantiere. Ob sie sich denn ein stärkeres westliches Engagement gewünscht hätte, wurde Helberg gefragt. Die Antwort war, angesichts der Desaster im Irak und in Lybien, ein eindeutiges Nein. Einzig sinnvolle Intervention laut Helberg: Ein UN-Blauhelmeinsatz, welcher allein der Zivilbevölkerung - etwa aktuell in Idlib - zugute kommen solle.


Zwar war die Veranstaltung im Pöppelmannhaus aufgrund der Corona-Krise nur spärlich besucht, doch vollbrachte Kristin Helberg es mit ihren in langen Korrespondentinnenjahren gewachsenen Einsichten immer wieder, das Publkum zu fesseln. Zumal, als es um das Verhältnis zwischen asylsuchenden Menschen aus Syrien und Deutschen ging. Folge aus dem Umstand, dass viele Syrer*innen gut ausgebildet und in ihrem Heimatland hochangesehen, hier aber in die Rolle von Bittstellern gerdrängt seien, nicht, dass sowohl unser staatlicher als auch individueller Umgang mit ihnen angemessener, würdevoller ausfallen müsse? Und: Wie diesen Menschen aus so ganz anderen Kulturen vermitteln, dass Frauen auf westlichen Film- und Werbebildern häufig als Objekte von Männerphantasien inszeniert werden, in der Wirklichkeit aber natürlich gleichberechtigte Individuen sind?


Um diese und etliche weitere dringliche Fragen kreisten die Texte und Ausführungen der Kristin Helberg. Die auch mit Kritik an der deutschen Einwanderungspolitik nicht sparte. Jahrzehnte der Erfahrungen mit Flucht und Imigration gebe es, so die Autorin, dennoch verweigere die Politik eine wirklich konsequente Gestaltung legaler Einwanderung. Und so gebe es eben bis auf den heutigen Tag beschämenderweise sehr viel mehr illegale, und das heißt oftmals: inhumane, menschenunwürdige Einwanderungswege als legale. Ein notwendiges Vademecum gegen Stereotype und gegen Indifferenz - das war diese Veranstaltung im Pöppelmannhaus.

Mehr Informationen : http://www.kristinhelberg.de

www.poeppelmannhaus.de/ausstellungen/aktuelles

Charlotte Wiedemann (Mitte) und die Veranstalterinnen

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