Diogenes und seine Moral

Diogenes und seine Moral 31.08.2020

Abschluss der Philosophiereihe: Ein wunschlos Glücklicher und eine Wunschliste.

Herford. Wie im Märchen baute sich der Legende nach ein Königssohn vor dem an diesem Abend vorgestellten mittellosen Philosophen auf und gewährte ihm einen Wunsch. Hier aber endete schon die Analogie zum Märchen, denn der Beschenkte wünschte sich weder Macht noch Geld, sondern lediglich, der Mann möge ihm aus der Sonne gehen.

Bekannt war und ist der Genannte - Diogenes - für seine Philosophie, die lediglich durch Anekdoten wie diese sichtbar blieb. Schriften selbst sind von ihm nicht erhalten. Trotzdem widmete Michael Girke ihm den letzten Abend der aktuellen Philosophier- Lust-Reihe von Volkshochschule und Städtischem Museum Herford. Und nicht nur ihm, sondern auch der Frage, was die Kynische Denktradition, die Diogenes begründete, für uns heute ist oder sein kann.

Diogenes, dessen Wunschlosigkeit in der Erkenntnis gründete, dass es die Bedürfnisse des Menschen sind, die ihn unfrei und abhängig machen, zeigt sich in der Anekdote von Macht nicht verführbar. Seine Philosophie gilt als zynisch - im durchaus modernen Sinn des gefühllosspöttischen; der Sinn dahinter war allerdings nicht Grausamkeit oder Verachtung, die wir heute mit dem Begriff verbinden. Vielmehr ging es ihm um Provokation, darum, die Philosophie nicht in gelehrten Argumenten erschöpft zu sehen, sondern zurück auf den Marktplatz zu holen: Um das Denken und seine Bedingungen transparent zu machen bediente er sich der Konfrontation und des Tabubruchs. Dies war sein Mittel, Tabus, die als göttliches Gesetz galten, als menschliche Konstruktionen, gesellschaftliche Regeln und also als diskutierbare Erfindungen sichtbar zu machen.

Sein Vorgehen war damit, anders als das heutiger Zyniker, von einem hohen moralischen Wertekanon geprägt, von dem Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstbehauptung. Besonders der Anspruch, die Philosophie aus dem Elfenbeinturm auf den Marktplatz zu holen, erhielt breite Unterstützung durch das Publikum des Abends. Und um sicherzugehen, dass die Philosophie ihren festen Platz im Herforder Museum behält, wurden zum Abschluss Themenwünsche für eine Fortsetzung der Reihe gesammelt. Nur so viel sei schon jetzt verraten: Alleine diese erste Umfrage unter den Teilnehmern brachte so viele Stichpunkte, dass davon zwei weitere Jahre Philosophier- Lust im Städtischen Museum bestritten werden könnten. Weitere Themenwünsche können aber noch an das Museum gerichtet werden.

Michael Girke (r.) und sein Gast Klaus Peter Raillard, der unter anderem einige Anekdoten über Diogenes auf Latein vortrug.
FOTO: STÄDTISCHES MUSEUM HERFORD

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