Wie Sprache die Realität formt

Wie Sprache die Realität formt 16.11.2017

Vortrag: Professorin Luise F. Pusch erklärt im Kreishaus, wie Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache zur Geschlechtergerechtigkeit im Alltag führt.


Herford. Wer Frauen nicht erwähnt, macht sie unsichtbar. Wer nicht darauf hinweist, dass die Vereinsmitglieder für den nächsten Vorstand auch Kandidatinnen vorschlagen können, verhindert, dass Frauen überhaupt als Möglichkeit ins Bewusstsein der Angesprochenen rücken. Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache führt zu Geschlechtergerechtigkeit im Leben.


Umgekehrt ist es von je her ebenso. Das weiß kaum jemand besser als Professorin Luise F. Pusch. Die 73-Jährige gilt als eine der Begründerinnen der feministischen Linguistik in Deutschland. Damit eckt sie an. Natürlich. Am Dienstag im Kreishaus, wo sie vor vielen Frauen und sehr wenigen Männern sprach, war das allerdings nicht so.


Viele teilten ihre Auffassungen und waren froh, diese einmal so zugespitzt dargelegt zu bekommen. Darüber hinaus ist Pusch nicht nur - für manchen vielleicht anstrengend - politisch, sondern auch urkomisch. Ihre Vortragsveranstaltung zum Thema "Die Frau ist nicht der Rede wert!?" war deshalb auch eine, bei der die Besucherinnen herzhaft lachten.


Dabei hatte die gebürtige Gütersloherin bestimmte Gedanken eigentlich nur zu Ende gedacht: Sie sei für ein umfassendes Femininum, sagte sie zum Beispiel einmal: Statt "30 Mitarbeiter, davon 15 weiblich" sollte die Beschreibung lauten: "30 Mitarbeiterinnen, davon 15 männlich." Trocken schob Pusch hinterher: "Das stärkt das männliche Empathievermögen enorm."


Für diejenigen, die länger über den Witz nachdenken müssen, sei er hier kurz erklärt: Gemeint ist die Empathie der Männer, die sicherlich schnell umdenken würden, wenn sie selbst immer erst an zweiter Stelle genannt würden. Frauen wird allerdings vielfach nicht einmal das zugestanden: Zunehmend bürgert sich unter Autoren ein, Frauen nur noch in einer Fußnote zu erwähnen, wie eine Besucherin anmerkte: "Die männliche Form meint die weibliche jeweils mit."


Sprache verändert jedoch die Realität. Und wenn die weibliche Form darin nicht vorkommt, dann ist die Frau auch nicht der Rede wert. Das heißt nicht, dass eine geschlechtergerechte Sprache einfach ist: Sprachwissenschaftlerinnen müssen die Grammatik bedenken, die Assoziationen, die Worte hervorrufen, sowie die Durchsetzbarkeit von Begriffen im Alltag, erklärte Pusch.

 

Sie ging das Thema des Abends in drei Teilen an: Zunächst verlas sie ein Interview. Das feministische Online-Magazin an.schläge (www. anschlaege.at) hat es mit ihr geführt und wird es im Dezember veröffentlichen. Darin erwähnt Pusch auch ihre 30.000 Frauennamen umfassende Biografien-Sammlung fembio.org. Danach las sie einige ihrer vielen feministischen und witzigen Glossen vor, die sie auch in Büchern veröffentlicht hat. Im dritten Teil konnten die Besucher ihr dann Fragen stellen.

Eingeladen zu der Veranstaltung hatten die Volkshochschule, Mädchen- und Frauenprojekte sowie Gleichstellungsstellen der Kommunen und des Kreises Herford. Anlass war der bevorstehende Gedenktag "Nein zu Gewalt an Frauen.

 

Tag "Nein zu Gewalt an Frauen"

Der 25. November ist der internationale Gedenktag "Nein zu Gewalt an Frauen". Der Gedenktag geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik durch den Geheimdienst. Zuvor waren die Schwestern monatelang gefoltert worden. Sie hatten sich an Aktivitäten gegen den tyrannischen Diktator Trujillo beteiligt. Gedenktag wurde der 25. November 1981: Auf einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen in Kolumbien würdigen die Teilnehmerinnen die Schwestern Mirabal und rufen ihren Todestag als Gedenktag aus. 1999 wird der 25. November von den Vereinten Nationen als offizieller und internationaler Gedenktag anerkannt.

© 2017 Neue Westfälische, 09 - Herford, Donnerstag 16. November 2017, von Corina Lass 

 

 

 

 

© 2017 Neue Westfälische, Corina Lass

© 2017 Neue Westfälische, Corina Lass

Volkshochschule im Kreis Herford
Das kommunale Weiterbildungszentrum
Zweckverband vhs im Kreis Herford

Münsterkirchplatz 1 | 32052 Herford
 05221 5905-0
05221 5905-36
info@vhsimkreisherford.de

Öffnungszeiten des Informations- und Anmeldebüros (Raum 207)

Mo8:30 – 12:30 Uhr und 14:00 – 16:00 Uhr
Di8:30 – 12:30 Uhr und 14:00 – 16:00 Uhr
Mi8:30 – 12:30 Uhr und 14:00 – 16:00 Uhr
Do8:30 – 12:30 Uhr und 14:00 – 16:00 Uhr
Fr

8:30 – 12:30 Uhr


Fachbereich DEUTSCH (Integrations-, BSK-Kurse, Prüfungen u.s.w.)
Öffnungszeiten 
des Deutsch-Informations- und Anmeldebüros (Raum 201)

Mo8:30 – 12:30 Uhr und 13:30 – 15:00 Uhr
Di8:30 – 12:30 Uhr und 13:30 – 15:00 Uhr
Mi– geschlossen –
Do8:30 – 12:30 Uhr und 13:30 – 15:00 Uhr
Fr

8:30 – 13:00 Uhr